Vom Wert gemeinsam gefühlter Rituale
Ich lerne gerne. Immer schon. Es ist Lebenselixier und Entwicklungsmotor für mich. So war es ganz selbstverständlich, dass ich über 15 Jahre nach meinem ersten akademischen Abschluss nochmal auf die Hochschulbank zurückgekehrt bin.
Das Masterstudium in Wirtschaftspsychologie an der FOM Hochschule für Oekonomie & Management München war – bis auf ganz wenige Ausnahmen – eine große Inspiration. Wissenschaft für die Praxis, das hatte mir bei meinem ersten Studium von Germanistik und Romanistik so sehr gefehlt. Und so ist vieles des Gelernten sofort in meine Arbeit eingeflossen.
Nach Abgabe der Masterthesis und Online-Kolloquium kam das Zeugnis letztes Jahr per Post zu mir nach Hause. Ich habe es gerahmt und in mein Büro gehängt. Wenn mein Blick darauf fällt, bin ich sehr zufrieden über diese Leistung.
ABER: Ein Dokument in einer Mappe – auch wenn es von einer sehr netten Briefträgerin überreicht wird – ersetzt keinen Händedruck im noch atemlosen Zeitnirvana nach einer erfolgreichen Prüfung. Und der noch so stolze Blick, den ich alleine auf das Zeugnis werfe, ist keine geteilte Freude.
Es fehlt die Resonanz. Es fehlt die Gemeinschaft als Resonanzboden.
Deshalb Dankeschön, liebe FOM, fürs Nachholen der Absolvent*innenverabschiedung in München. Es war eine wilde Fächermischung – von Business Administration übers Recht bis hin zum Innovationsmanagement. Bachelor, Master … alle, die nach März 2020 ihr Studium abgeschlossen haben.
Ich kannte niemanden, noch nicht mal die vier anderen Absolvent*innen der Wirtschaftspsychologie. Außerdem hatte ich den Eindruck, dass die überwiegende Mehrheit der Anwesenden nur halb so alt war wie ich.
Und dennoch hat uns an diesem Abend etwas verbunden – Stolz, Freude, vielleicht auch Dankbarkeit. Alles Gefühle, die in der Resonanz der #Gemeinschaft ihre ganze Wirkung entfalten. Gefreut habe ich mich auch alleine. Freude wirklich gespürt habe ich mit der Robe auf den Schultern, diesem akademischen Hut auf dem Kopf und der Rose in der Hand.
Ich arbeite wirklich gerne im Homeoffice und verbringe auch gerne Zeit alleine. Doch dieser Abend hat mir gezeigt, wie wichtig gemeinsame Rituale sind, wie wichtig andere Menschen, um mich selbst zu spüren und meine Leistung im Herzen zu würdigen.
Ich kann einen Abschluss erwerben. Oder ich kann das neue Wissen, die Erfahrungen und die persönliche Entwicklung spüren – und teilen. Das macht allen Unterschied.
PS: Der Hut war mir übrigens zu groß, nach 3 Stunden hat er ziemlich gedrückt und schlussendlich habe ich ihn meinem Vordermann an den Kopf geworfen, weil ich im Gedränge auf der Treppe das Gleichgewicht verloren habe. Auch diese Erinnerungen bleiben …